Generali: Vier Millionen Lebenspolicen abgestoßen

30.09.2019 - Die Generali, nach der Allianz zweitgrößter Versicherer von Privatkunden in Deutschland, verkauft ihre Lebensversicherungs-Sparte an den Profi-Abwickler Viridium. Politiker und Verbraucherschützer warnen vor negativen Folgen. Und Experten rechnen damit, dass weitere Transaktionen dieser Art in der durch die Dauerniedrigzinsphase krisengeschüttelten LV-Branche folgen werden.

 


Versicherte künftig schlechter gestellt?

Der Bund der Versicherten befürchtet, dass die Versicherten künftig deutlich schlechter gestellt sein werden, was die entscheidenden Überschüsse angeht, und dass auch der Service leiden könnte. Der BdV droht nun mit einer Musterfeststellungsklage.
Die Bürgerbewegung Finanzwende findet, dass die Generali ihre Kunden im Regen stehen lässt und stellt die Frage in den Raum, inwieweit eine Abwicklungsplattform die gleiche Stabilität aufweise wie ein Versicherungskonzern.

 

Keine Sorge, sagt die BaFin

Aber die BaFin verlautbart, sie habe sich »davon überzeugt, dass im Falle des geplanten Erwerbs der Generali Lebensversicherungs AG durch die Viridium Gruppe die Belange der Versicherten ausreichend gewahrt sind«. 
Und auch der Bundesverband der Verbraucherzentralen beruhigt: Es müsse für den Verbraucher kein schlechter Deal sein, von jemandem wegzukommen, der »ohnehin keinen Bock auf ihn« habe, und hin zu jemandem, »der richtig Bock auf den Kunden hat«. Grundsätzlich solle sich durch den Weiterverkauf der Verträge für die Kunden nichts ändern.

Denn die Verträge laufen so oder so bis zum Ende weiter, natürlich inklusive der garantierten Leistungen. Langfristig sieht es aber laut Bund der Versicherten wohl so aus, dass sich auch das Interesse an den Bestandskunden verringere, wenn die Gewinnung von Neukunden keine Rolle mehr spiele, da bei den neuen Eigentümern der Renditegedanke im Vordergrund stehe.

 

Neuer Geschäftspartner - alles beim Alten für die Kunden?

Für ca. vier Millionen Kunden steht nicht mehr wie bisher der drittgrößte europäische Versicherer aus Italien als Geschäftspartner für ihre Altersvorsorge, Berufsunfähigkeits- oder Risikolebensversicherungen zur Verfügung. Stattdessen ist dies in Zukunft ein britisches Private-Equity-Unternehmen.
Die Finanzaufsicht BaFin wacht zwar darüber, dass die Garantien bei einem Verkauf von Versicherungsbeständen eingehalten werden, doch bei den Überschussbeteiligungen besteht ein Verteilungsspielraum. Das kann sich bei einem über Jahrzehnte laufenden Vertrag auf etliche Tausend Euro summieren, die ein Kunde erhält - oder eben nicht.

 

Innovatives Modell soll Befürchtungen verhindern

Die italienische Muttergesellschaft verkauft nur knapp 90 Prozent der Generali Leben an Viridium und bleibt somit zu einem Zehntel beteiligt, und 300 der Generali-Beschäftigten wechseln in eine neue Servicegesellschaft und betreuen die verkauften Bestände weiter. Zudem will Generali die Investments der betroffenen Kunden noch für fünf Jahre weiter managen.

 

Millionen-Deal stärkt den Versicherer

Die Generali Leben wurde als Ganzes mit ca. einer Milliarde Euro bewertet, wozu Darlehen in Höhe von 882 Millionen Euro kommen, die der Konzern seiner Tochter gewährt hat, und für die nun der Abwickler gerade stehen muss.
Vorstandschef Philippe Donnet betont, der Verkauf sei ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Generali. Man könne jetzt den eigenen Aktionären eine höhere Rendite garantieren und den verbleibenden Generali-Kunden bessere Zeiten.

 

Weitere Versicherer werden folgen

Nach Expertenmeinung werden weitere Lebensversicherer der Generali folgen, weil für viele die alten Policen zum Ballast geworden sind. Das Bundesfinanzministerium ließ vor wenigen Monaten verlauten, 34 der 85 deutschen Lebensversicherer stünden unter intensivierter Aufsicht, weil andernfalls »mittel- bis langfristig finanzielle Schwierigkeiten« drohen könnten.


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